100 Jahre Einführung des Schillings

Die junge Republik Österreich stand nach dem Ersten Weltkrieg vor großen währungspolitischen Schwierigkeiten. Der übrig gebliebene Rest der Österreich-Ungarischen Monarchie hatte mit gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zusätzlich brachen die zuvor genutzten Zulieferer- und Absatzmärkte für die österreichische Industrie zusammen und Missernten erschwerten einen entsprechenden Aufschwung.
Die Währung der Monarchie, die Krone, wurde zwar weiterhin ausgegeben, jedoch führten die wirtschaftlichen Krisen zu einer Inflation, die spätestens im Sommer 1921 unkontrollierbare Ausmaße annahm. Teilweise lagen die monatlichen Preissteigerungen bei über 60 Prozent. Im August 1922 waren die Lebenshaltungskosten auf das 14.000-Fache der Vorkriegszeit gestiegen. Die angehobenen Löhne in der Industrie befeuerten die Abwärtsspirale zusätzlich. Pensionist:innen und Personen mit festen Gehältern waren ebenso wie Menschen mit größeren Bargeldvorräten die großen Verlierer. Auch die Herausgabe der 500.000-Kronen-Banknote im September 1922 konnte den vollständigen Vertrauensverlust in die Währung nicht mehr verhindern. Niemand wollte die Papierscheine noch annehmen.
Erst die Zusage des Völkerbunds zur finanziellen Hilfe stoppte die Inflation und stabilisierte die Papierkrone zur Goldkrone. Als weitere Maßnahme zur Stabilisierung der währungspolitischen Lage wurde im November 1922 die Oesterreichische Nationalbank eingerichtet und kurz darauf ein festes Umtauschverhältnis zwischen der österreichischen Krone und dem US-Dollar festgelegt. Mit dem Gesetz vom 20. Dezember 1924 wurde in Österreich die Schilling-Rechnung eingeführt, weshalb Silbermünzen zu 5.000, 10.000 und 20.000 Kronen als Halbschilling, Schilling und Doppelschilling geprägt wurden. Ihre Ausgabe erfolgte mit 1. März 1925. Noch im selben Jahr folgte die Herausgabe mehrerer Geldscheine und Schilling-Teilstücke, wobei man sich für die Bezeichnung „Groschen“ entschied – auch wenn dies historisch zwei gleichwertige Silbermünzen gewesen waren. Im darauffolgenden Jahr wurden auch Goldmünzen im Wert von 25 und 100 Schilling ausgegeben.
Der Schilling blieb während der Jahre der Ersten Republik sowie im autoritären Ständestaat die geltende Währung und wurde im Volksmund aufgrund seines stabilen Wertes auch „Alpendollar“ genannt. Erst mit dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde in Österreich die Reichsmark zum vorgeschriebenen Zahlungsmittel. Nach dem Zweiten Weltkrieg griff man 1945 wieder auf den Schilling zurück, der knapp sechs Jahrzehnte bis zur Einführung des Euro im Jahr 2002 als gesetzliches Zahlungsmittel währte. Die nunmehrigen Banknoten und Münzen des Euro wurden gemeinsam mit elf anderen EU-Staaten eingeführt und lösten den Schilling als Währung innerhalb der Wirtschafts- und Währungsunion endgültig ab.
Die noch nicht umgetauschten Schillingbanknoten der letzten Serie sowie einige der Schillingmünzen können ohne zeitliches Limit bei der OeNB gegen Euro umgetauscht werden. Der Umtausch erfolgt gebührenfrei zum Nominalwert und zum unwiderruflich festgesetzten Kurs von 1 Euro = 13,7603 Schilling. Etwa 6,8 Milliarden Schilling-Münzen und -Geldscheine sind bis jetzt nicht umgetauscht wurden (Stand 2024) - das entspricht einem Wert von circa 495,8 Millionen Euro.
Bild: Österreich, 1. Republik, ein Schilling, 1925