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Ausstellungsvorschau 2024: Kaiser Franz Josef I. und der Kammermedailleur Anton Scharff

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Das neue Jahr beginnt mit der kommenden Sonderausstellung „Prunk & Prägung – Die Kaiser und ihre Hofkünstler“ des Münzkabinetts Wien, die sich erstmals Künstlern widmet, die im höfischen Umfeld der habsburgisch-(lothringischen) Herrscher arbeiteten und hier kunstvolle Meisterwerke in Form von Medaillen und plastischen Werken schufen. Im Vorfeld der Eröffnung im Februar 2024 stellen wir einige ausgewählte Meisterwerke vor, die dann im Original vor Ort betrachtet werden können.

Stand beim letzten Beitrag mit Antonio Abondio (1538–1591) ein Hofkünstler des 16. Jahrhunderts im Fokus, so widmet sich der heutige Beitrag einem Vertreter des späten 19. Jahrhunderts: Anton Scharff (1845–1903).

Als Sohn des Gemmenschneiders und Medailleurs Johann Michael Scharff, der sein Handwerk bei dem angesehenen, aus Italien stammenden Gemmenschneider und Medailleur Luigi Pichler lernte, kam Anton früh mit dem Metier in Kontakt. Durch den frühen Tod des Vaters, absolvierte Scharff in der Folge ab 1860 bei Carl Radnitzky eine Ausbildung an der Medailleurschule der Akademie der bildenden Künste und bis 1865 bei Joseph Daniel Böhm an der Graveurakademie am Hauptmünzamt. Beide Künstler gelten als Vertreter eines eher konservativen klassizistischen Stils in der Medaille, das Anton Scharff in seinen Arbeiten aufzuweichen versuchte. Im Modellieren, der Grundlage des Graveurberufs, wurde Scharff bei dem Bildhauer Franz Bauer ausgebildet. Die hervorragende Ausbildung Scharffs zog ab 1866 eine beachtliche Karriere am Wiener Hauptmünzamt nach sich, die ihn vom Münzgraveurgehilfen bis zum Leiter der Graveurakademie im Jahr 1881 führte. Sein Oeuvre umfasst zahlreiche Münzen, Medaillen, Porträtreliefs und Plaketten.

Als Beispiel für die Meisterschaft Scharffs im Modellieren gilt ein Modell, das eindrucksvoll in rotem Wachs auf schwarzem Schiefer das Brustbild Kaiser Franz Josefs I. (reg. 1848–1916) zeigt. Die mit diesem und weiteren Modellen ausgeführte Plakette entstand 1901 im Auftrag von Erich Graf Kielmansegg, der zu dieser Zeit Statthalter von Niederösterreich war. Sie erinnert an den 400-jährigen Bestand der Niederösterreichischen Statthalterei, deren Ursprung in die Zeit Maximilians I. datiert und daher beide Kaiser im Porträt aufweist. Fein modellierte Porträts waren für Scharff zeitlebens wesentlicher Bestandteil seines Schaffens.

Besuchen Sie die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien ab 13. Februar 2024!

(Münzkabinett [Saal III] 13. Februar 2024 bis 23. März 2025)
(Kunstkammer [Kabinette 21 und 21A] 13. Februar 2024 bis 13. Oktober 2024)

Bild: Anton Scharff, Kaiser Franz Josef I., Plakette auf den 400-jährigen Bestand der Niederösterreichischen Statthalterei, Modell (Teil), um 1901, rotes Wachs auf Schiefer, Wien