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Prägewerkzeuge zur Münz- und Medaillenproduktion des 15. bis frühen 20. Jahrhunderts

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„Die Bedingung und damit das Hauptstück bei jeder Prägung ist der Prägestempel.“

Die Sammlung von Münz- und Medaillenprägewerkzeugen im Münzkabinett Wien beginnt im 15. Jahrhundert, die jüngsten Objekte stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein Teilbestand davon wird in der Dauerausstellung gezeigt und ist nun online im IKMK abrufbar. Diese historischen Werkzeuge, die weltweit zu den bekanntesten ihrer Art zählen, dokumentieren die technische Entwicklung der europäischen Münz- und Medaillenherstellung von Hammer-Amboss, über die Prägung mit Walzen, Taschenwerk, Klipp- oder Fallwerk, Spindelwerk („Balancier“) und Kniehebelpresse, bis hin zur modernen Automatenprägung. Die Sammlung repräsentiert damit eine lückenlose Chronologie der Entwicklungsgeschichte in der Prägetechnik.

Dazu gehören auch die Vorstufen zur Stempelherstellung, wie zum Beispiel Teilpunzen (charakteristisch für die Stempelerzeugung im 16. Jahrhundert), Punzen und Matrizen (sie lieferten nach deren Absenkung in weiches Eisen und der darauf folgenden Härtung die gewünschten Stempel), aber auch die Prägeringe, die seit dem Aufkommen der Spindelpresse zur Herstellung von Randverzierungen, vertieften oder erhabenen Randschriften benötigt wurden. Wenn sie durch den Prägevorgang abgenützt oder zersprungen waren, wurden sie als Wiederaufbereitungsmaterial für neue Werkzeuge gesehen. Dies ist auch ein Grund, weshalb aus der Antike und dem Mittelalter nur vereinzelt Münzwerkzeuge überliefert sind. Erst seit dem 16. Jahrhundert wurden allmählich auch neue Münzstempel archiviert. Anhand der Prägewerkzeuge lassen sich noch heute Rückschlüsse auf die Gestaltungsschritte in der Herstellung der Münzen und Medaillen ziehen.

Bereits unter Maximilian I. begann man einzelne Prägewerkzeuge aufzubewahren und erst seit Kaiser Karl VI. befand sich eine historische Stempelsammlung in der Verwahrung des Wiener Hofs. Die ältesten Exemplare stammen aus den Münzstätten Hall, Kremnitz und Joachimsthal (Jáchymov, CZ), einige wenige aus Prag und Kuttenberg (Kutná Hora, CZ). Prägewerkzeuge der Wiener Münzstätte finden sich ab dem 17. Jahrhundert.

Bild: Prägestempel, Maria Theresia (1740-1780), Taler, 1780 (MK ST 538)