Das Ende der Hofkünstler unter Kaiser Karl I.
Als Letzter der dem Hof nahestehenden Künstler ist Arnold Hartig (1878–1972) zu nennen. Nach Lehre und Studium war er ab 1902 in Wien freischaffend tätig. Einen tiefen Einschnitt brachte das Jahr 1945, als es zu der Zerstörung und Plünderung seines Wiener Ateliers kam. Als weiterer Tiefpunkt ist das Ende der künstlerischen Tätigkeit als Folge eines Augenleidens ab Anfang der 1960er Jahre zu sehen.
Hartig machte sich zunächst im von der Secession geprägten Wien das Formenrepertoire des Jugendstils zu eigen. Der Erste Weltkrieg eröffnete ein weites Betätigungsfeld mit propagandistischen Medaillen für das Kriegsfürsorgeamt. Auch die späte Schaffenszeit kennzeichnete eine bemerkenswerte Produktivität. Das Oeuvre Hartigs umfasst knapp 600 Medaillen und Plaketten, einige Münzen, einige größere Plastiken, ein lebensgroßes Relief und Büsten sowie zahlreiche Gedenktafeln und Reliefs (u.a. Arkadenhof der Universität Wien).
Arnold Hartig war auf dem besten Weg, k. k. Kammermedailleur zu werden. Ausschlaggebend war die Medaille auf die geplante Thronbesteigung Karls I. (reg. 1916–1918), des letzten Kaisers von Österreich und dessen Gemahlin Zita. Ihre Vorderseite zeigt deren Profilbüsten. Karl ist mit Uniform und Mantel bekleidet, Zita trägt ein Diadem, ein Kleid und eine doppelreihige Perlkette – das ungarische Krönungsgeschenk. Die Rückseite zeigt eine aus unterschiedlichen Ständen und Lebensaltern gebildete Menschengruppe. Im Juli 1917 fanden Porträtsitzungen des Kaiserpaares in der Villa Wartholz im niederösterreichischen Reichenau an der Rax statt. Studien für den Schmuck Zitas wurden im ebenfalls in Niederösterreich gelegenen Laxenburg angefertigt. Infolge der Kriegsereignisse kam es jedoch nicht mehr zur Ausgabe. In den Lebenserinnerungen berichtet der Künstler: „Bevor aber die Medaille im Münzamt fertig war, hatte der Kaiser bereits abgedankt. Beide Majestäten haben diese Medaille nicht mehr gesehen. Als Honorar wurde mir von der nachfolgenden Gemeindeverwaltung ein ansehnlicher Betrag, aber verspätet, angewiesen, der durch die Inflation völlig entwertet wurde.“
Ausstellung „Prunk & Prägung: Die Kaiser und ihre Hofkünstler“ (seit 13. Februar 2024) im Kunsthistorischen Museum Wien
(Münzkabinett [Saal III] 13. Februar 2024, verlängert bis 26. Oktober 2025)
(Kunstkammer [Kabinette 21 und 21A] 13. Februar 2024 bis 13. Oktober 2024)
Bild: Arnold Hartig, Karl I. als Kaiser von Österreich und König von Ungarn und Zita als Kaiserin und Königin, Widmung der Stadt Wien zur Feier der Thronbesteigung, Wien, Hauptmünzamt, datiert 21. November 1916 (angefertigt und geprägt 1917/18), Blei, MK 18278a/1914B, 18278b/1914B (1928, aus dem Besitz des Künstlers).